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Warum Du früh 100.000 Euro Depotwert erreichen solltest … und wie Du es schaffen kannst (Teil 2)

Im letzten Beitrag haben wir Dir gezeigt, welche finanztechnischen Möglichkeiten wir mit dem Wertpapierkredit von DeGiro und mit verschiedenen Rahmenkrediten genutzt haben, um früh ein sechsstelliges Aktienportfolio zu erreichen. In diesem Beitrag soll gezeigt werden, wie Du von den technischen Voraussetzungen zur praktischen Umsetzung kommst.

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Du hast Schritt 1 aus dem letzten Artikel abgehandelt, Dir wie in Schritt 2 das Depot mit dem Wertpapierkredit eingerichtet und die Sicherheitsfangnetze in Form der Kreditrahmen besorgt?
Dann geht’s jetzt los!

Schritt 3

Beschäftige Dich viel mit Aktien. Beschäftige Dich wirklich richtig viel mit Aktien, schon weit bevor Du tatsächlich anfängst, sie zu kaufen. Unser Weg ist definitiv nicht geeignet für Leute, die keinen Fleiß investieren können. Du musst es richtig wollen und Du musst Dich richtig reinhängen, um zu verhindern, dass kreditfinanziertes Investieren schiefgeht. Lies Zeitungen. Lies Bücher. Lies Blogs. Lies durchaus auch mal die Geschäftsberichte selbst. Lies weniger Börsenbriefe. Lass Kryptowährungen und andere Modethemen weg.
Lies weniger kurze Artikel und konzentriere dich auf lange, ausführliche Artikel zu Wirtschaft und Unternehmen. Lies zwei verschiedene Meinungen zu einem Unternehmen und versuche die treffendere von beiden auszuwählen. Wir sind bei einem Börsenclub angemeldet und erhalten für einen geringen Jahresbeitrag mehrere hochklassige Wirtschaft- und Aktienmagazine kostenlos, von denen wir besonders Capital und Euro am Sonntag empfehlen können. Lies vor allem auch gegenteilige Meinungen zu Deiner Meinung.
Warum eigentlich konkret Aktien? Vor dem Hintergrund dessen, was wir inhaltlich in unserer Artikelserie vermitteln wollen, ist die Frage schnell beantwortet: der Beleihungswert, speziell bei DeGiro, ist für Standardaktien sehr hoch. Daneben können nur noch Anleihen beliehen werden, die aber aus Renditesicht weniger interessant sind. Der Vollständigkeit halber sei angemerkt, dass wir diesen Broker aus eigener Überzeugung und Begeisterung empfehlen, etwas das deutsche Broker nie geschafft haben, und dass es dafür keine finanziellen Motive gibt.
Mach Dir eigene Gedanken. Verstehe die Zusammenhänge zwischen Unternehmens- und Wirtschaftsentwicklung und Rendite, sowie Zins & Tilgung, Kontostandsentwicklung und Portfoliorisiko. Halte dich auf dem Laufenden, was die Quartals- und Jahresberichterstattung der Unternehmen angeht. Es wird mittlerweile des Öfteren eine sogenannte Nachrichtendiät propagiert. Das ist ein sinnvoller Vorschlag, allerdings erst zu dem Zeitpunkt, an dem Du dich jahrelang damit beschäftigt hast und in der Lage bist, zu vielerlei Themen sprechfähig zu sein. Die Nachrichtendiät macht erst dann Sinn, wenn sich die zu lesenden Dinge zu oft wiederholen. Wie man Unternehmensentwicklungen über die Zeit mitverfolgen kann, ohne jeden Tag Stunden damit beschäftigt zu sein, sich über alle Wertpapiere im Depot zu informieren, zeigen wir in einem folgenden Artikel.
Mit der Zeit gewinnst Du passiv ein Verständnis und ein Gefühl dafür, in welchen Sektoren es gerade rund läuft, in welchen es weniger rund läuft und in welchen es eigentlich die meiste Zeit rund läuft. Beispiele für letzteres sind bspw. Konsumgüter- und Nahrungsmittelhersteller. Fange mit dem Langweiligsten vom Langweiligen an. Mit dem Verfolgen der Quartalsberichte über Jahre hinweg bekommst Du bei einzelnen Unternehmen über die Zeit ein Gefühl dafür, wie diese laufen. Lies auch die Sekundärquellen dazu, weil es wichtige Rückschlüsse auf das aktuelle Sentiment zulässt. Beobachte Deinen Alltag, Dein soziales Umfeld, beobachte, was gekauft wird und was davon wahrscheinlich auch noch im nächsten Jahr gekauft wird.
Wir haben während des Studiums stellenweise kleines Geld verspielt. Nach dem Studium kann man es sich nicht leisten, auch noch großes Geld zu verspielen. Fange langsam an. Du wirst genug Investitionsmöglichkeiten bekommen über die Jahre, auch wenn die Indizes von Rekordstand zu Rekordstand rennen. Komme nicht auf die Idee, dass Du Dich von 0 Euro auf 100.000 Euro im ersten Jahr steigern solltest. Der Hebel wird schon früh genug angesetzt. Behalte im Hinterkopf, dass Aktienkauf auf Pump zu einer Sucht werden kann, die Dich an die Grenzen der finanziellen Solidität bringen kann. Lerne, Dich unter Kontrolle zu halten, sowohl in steigenden als auch in fallenden Märkten.
Wir nehmen uns hier extra die Zeit, in vielen Facetten auf Risiken hinzuweisen und den Tatendrang zu bremsen, der sich bei der schnellen Mark vor Augen schnell einstellt. Wertpapierkredite sind definitiv nicht für jeden geeignet, aber viele können an ihrer Eignung arbeiten. Beginne nicht damit, auf Kredit zu kaufen, bevor Du nicht absolut sicher bist, dass Du weißt, was Du tust. Überschätze Dich nicht.
Nach diesem etwas längeren Vorwort zu Schritt 3 können wir den Rest recht kurz machen. Wir haben auf der Finanzierungsseite eine begrenzte Kreditsumme mit einem zwar variablen, aber kurz- und mittelfristig aller Voraussicht nach nicht durch die Decke gehenden Zinssatz. Wir haben auf der Investitionsseite Aktien, die, wenn man so möchte, als „Zins“ eine Dividende zahlen. Wir legen diese ausgezahlte Dividende wieder an und erhalten somit einen Zinseszinseffekt. Die Dividende wird idealerweise jährlich angehoben und wir erhalten theoretisch einen Zinseszinseszinseffekt (unter der Bedingung, dass der Dividendenabschlag am Ex-Tag nicht dauerhaft ist und wieder aufgeholt wird, was regelmäßig so ist). Und das alles ganz ohne Blockchain!
Fange an, Aktien von Unternehmen zu kaufen, über die Du Dich intensiv informiert hast und die Du über Jahre hinweg verfolgt hast und bei denen Du deshalb eine gewisse Vertrautheit entwickelt hast. Überlege, welche Entwicklungen es in der Branche gibt. Überlege, welche Denkfehler Du gerade machen könntest.
Fange mit kleinen Aktienkäufen an. Wir haben mit Blöcken im Bereich von 250 Euro angefangen. Diversifiziere. Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut. Wenn es an den Märkten rumpelt, analysiere die Situation und kaufe ggfs. nach. Bei extrem fallenden Kursen einer Einzelaktie kannst Du Dir die Frage stellen: liegt ein Skandal vor, der das Unternehmen länger beschäftigen wird, oder nicht? Beim Volkswagen-Dieselskandal konnte man so am ersten Tag des Absturzes zum Ergebnis kommen, dass wahrscheinlich ein dauerhafteres Problem vorliegt und man besser nicht investiert und über lange Zeit war das eine richtige Entscheidung. Bei der Leerverkaufsattacke auf Aurelius verlor der Titel 50% in kürzester Zeit. Wer die Studie des selbst ernannten Research-Dienstes an diesem Tag selbst mal gelesen hat, konnte erahnen, dass sehr wenig Substanz an den Vorwürfen ist und wurde fürstlich belohnt bei einem Einstieg.
Kaufe stetig über die Jahre hinzu. Verkaufe nicht. Wir verkaufen grundsätzlich nur bei sichtbarem Wegfall der Geschäftsmodellgrundlage oder bei Dividendenkürzungen. Mehr dazu in einem späteren Artikel.
Das Ergebnis kann dann zahlenmäßig wie folgt aussehen: 1.000 Euro im Monat über etwas mehr als vier Jahre gepaart mit zusätzlichen 1.000 Euro Wertpapierkredit ergeben 50.000 Euro Einzahlung und 50.000 Euro Wertpapierkredit, in Summe 100.000 Euro in Aktien. Man sollte daneben auf die angesprochenen Sicherungskreditrahmen über 50.000 Euro zurückgreifen können. Sehr wahrscheinlich weist die Mehrzahl der Aktien aufgrund des Zeitablaufs Wertsteigerungen auf, sodass nicht notwendigerweise die ganzen 50.000 Euro Eigenkapital einzuzahlen waren (was aber aus Risikogründen trotzdem sinnvoll ist). Nach Quellensteuern und vor Abgeltungsteuer (weil Auslandsdepot) kamen wir zu diesem Zeitpunkt z.B. auf eine gutgeschriebene Jahresdividendensumme von 3.890 Euro. Bei 50.000 Euro Kreditsumme ergeben sich Wertpapierkreditzinsen von 625 Euro pro Jahr. Wir kommen bei einfacher Division auf eine Kreditselbsttilgungsdauer von 15 Jahren. Da wir mit Dividendensteigerungen von 7% p.a. kalkulieren und im Laufe der Zeit durch die Tilgungen auch die Zinszahlungen c.p. kontinuierlich zurückgehen, wird sich die Selbsttilgungsdauer eher im Bereich von 12 Jahren oder sogar noch darunter einpendeln.
Da wir mit 7% p.a. Wertsteigerung rechnen, kommen wir darüber hinaus mit der 72er-Regel auf eine Verdoppelung des Portfoliowerts alle zehn Jahre – ohne irgendetwas tun zu müssen. Die Kreditrelationen zum Eigenkapital verschieben sich mit der Zeit also automatisch zum Besseren.
Deshalb sollte man möglichst schnell auf 100.000 Euro Wertpapiervolumen kommen – unter Aufbietung aller gebotenen Vorsicht und Wachsamkeit.

Woran könnte es haken, wenn Du jetzt neu damit anfängst?

Wir haben im Oktober 2014 (zum Vergleich: DAX etwa 8.700) angefangen zu kaufen – und das bis heute. Das war im Rückblick zeitlich günstig. Damals schwappten ab und zu noch Nachwehen der Griechenlandkrise herüber und die allgemeine Wirtschaftsentwicklung in Europa war noch nicht berauschend. Die Kurse fielen also ab und zu in kaufbare Bereiche zurück.
Tatsächlich stehen die weltweiten Aktienmärkte heute viel höher, gefühlt vor allem durch eine Bewertungsexpansion. Das heißt konkret, man wendet auf den Jahresgewinn keinen Vervielfältiger von z.B. 15 an, sondern von 20. Mangels Alternativen. Die akzeptierte laufende Aktienrendite, die sich aus dem Kehrwert ergibt, ist dann statt 6,67% z.B. nur 5%. Weil es keine vergleichbaren höher rentierenden Alternativen gab bzw. gibt, wird die sinkende Aktienrendite von den Marktteilnehmern in Kauf genommen, was die Umschreibung dafür ist, dass immer höhere Preise für Aktien gezahlt werden.
Diese Bewertungsexpansion dürfte sich in der Theorie mit steigenden Leitzinsen und den damit einhergehenden attraktiveren Aktienanlagealternativen erledigen und ggfs. sogar wieder zurückgehen. Die Feststellung, Aktien wären heutzutage teuer kann man so stehen lassen. Das würde man aber bei näherer Betrachtung zu den meisten Zeitpunkten sagen, denn charakteristisch für Aktienmärkte sind lange Anstiegsphasen, denen eigentlich fortwährend „gerade zu teuer“ attestiert wird und nur kurze Crashphasen, in denen das nicht gelten würde. Gerade dann haben die meisten aber so viel Angst davor, wie weit es noch runtergehen mag, dass am Ende gar nicht gekauft wird.
Weil also Aktien wegen der im Durchschnitt höheren Bewertung insgesamt teurer sind, heißt das nicht, dass einzelne Unternehmen nicht gerade günstig zu haben wären. Und genau so sind wir damals und über die Zeit auch vorgegangen: wenn es Gelegenheiten gab, und die bieten sich einem durchaus regelmäßig (wir verweisen auf unsere Equity Stories), haben wir gekauft.
Woran hakt’s noch? Die Leitzinsen stehen wahrscheinlich irgendwann Ende 2018 bis Ende 2019 zur Steigerung an. Damit verteuern sich auch sämtliche Kredite. Insofern sind wir auch in dieser Hinsicht in 2014 in der besten aller Welten gestartet. Kredite zu rund 1% helfen einfach enorm. Für die Eurozone ist aber auch zu erwarten, dass die Leitzinsen nicht in den Himmel wachsen werden, insbesondere das Vorkrisenniveau von vor über zehn Jahren nicht mehr erreichen dürften. Der Kapitalanlagenchef der Allianz Lebensversicherung, immerhin verantwortlich für über 300 Milliarden Euro Anlagevolumen mit täglich neu anzulegenden 200 Millionen Euro, erwartet im aktuellen Euro-am-Sonntag-Interview mittelfristig Euro-Leitzinsen in Höhe von maximal 3%.
Gründe hierfür sind die maroden Staatsfinanzen fast aller westlich und südlich von Deutschland gelegenen Staaten sowie daneben die abflachende Wachstums- und Inflationskurve. Das heißt, bis der Wertpapierkredit irgendwann 2% oder 3% kostet, ist es aus heutiger Sicht wahrscheinlich immer noch Jahre hin.
Unsere Arbeitsthese bei allen Aktien ist: langfristig erwarten wir eine Wertentwicklung von 7% p.a. Das heißt auch, dass die Dividendenausschüttung um 7% p.a. wachsen soll. Je länger also eine Leitzinserhöhung also auf sich warten lässt, desto mehr Dividende steht uns folglich auch für potentiell höhere zukünftige Zinszahlungen zur Verfügung.
Davon abgesehen ist immer darauf hinzuweisen, dass Aktien Anteilscheine an Unternehmen sind und Unternehmen können pleite gehen. Dividenden können fallen oder sogar ausfallen. Hiergegen ist Diversifikation das Mittel der Wahl. Unsere größte Unternehmensbeteiligung überschreitet einen Portfolioanteil von 10% nicht.

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Fazit:

Wir wollen Dir hiermit aufzeigen, welchen Weg hin zu den ersten 100.000 Euro in Aktien es neben dem klassischen Weg auch noch gibt. Es bedeutet sehr viel Disziplin und ein hohes Maß an persönlichem Einsatz, damit dieser Weg praktikabel ist. Aber er lohnt sich. Wir können dennoch empfehlen: wenn Du nachts nicht schlafen kannst damit, dann mach es lieber nicht. Wenn Du Probleme hast, Deine Emotionen unter Kontrolle zu haben, versuche lieber einen anderen Weg. Unser Weg hat sich für uns als lukrativ herausgestellt, der einzig wahre Weg ist er aber selbstverständlich nicht. Wie man darüber hinaus die Rendite noch weiter steigern kann, indem man Kosten reduziert und die Steuerbelastung senkt, zeigen wir in kommenden Artikeln!
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