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Equity Story: Nestlé S.A.

In dieser Equity Story stellen wir Dir mit dem Nahrungsmittelkonglomerat Nestlé eines der solidesten und erfolgreichsten Unternehmen der Welt vor!

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Wir wollen in unseren Equity Stories mehr Einblick geben, als nur über die Gutschrift der Zwei Mark Fuffzig Dividende. Deshalb stellen wir zunächst das Unternehmen vor und dies möglichst eng angelehnt an die Selbstbeschreibung im Geschäftsbericht. Anschließend versuchen wir, verschiedene Aspekte des Geschäftsmodells abzuwägen, die unserer Ansicht nach genau dieses Unternehmen hervorheben, um am Ende noch die Geschichte über die Aktie des Unternehmens zu erzählen – allgemein und konkret auf unser Portfolio bezogen.

Das Unternehmen:

Nestlé ist das weltweit größte Nahrungsmittel- und Getränkeunternehmen und in 189 Ländern auf der ganzen Welt präsent. Sie bieten ein breites Portfolio von Produkten und Dienstleistungen an, die Menschen und ihre Haustiere ihr ganzes Leben lang begleiten. Die mehr als 2.000 Marken reichen von globalen Ikonen wie Nescafé und Nespresso bis zu lokalen Favoriten wie Ninho. Nestlé hat ihren Hauptsitz im schweizerischen Vevey, wo das Unternehmen vor über 150 Jahren gegründet wurde. Heute arbeiten über 323.000 Mitarbeiter bei Nestlé.

Nahrungsmittel und Getränke in den verschiedensten Kategorien stehen im Zentrum des Geschäfts. Um stetig zu expandieren, werden die Kategorien Kaffee, Produkte für Heimtiere, abgefülltes Wasser und Säuglingsernährung wachstumsorientiert geführt. Consumer Healthcare ist ein weiterer Wachstumsbereich, insbesondere im Hinblick auf die Ernährungsbedürfnisse der weltweit älter werdenden Bevölkerungen. Nestlé entwickelt das Portfolio aktiv weiter, um neue Geschmackspräferenzen und Lebensstile der Konsumenten abzubilden. In allen Kategorien hat Nestlé den Anspruch, die schmackhaftesten und gesündesten Produkte anzubieten. Zudem profitieren sie von jüngsten Konsumententrends wie Bio­, Vollkorn­, kalorienreduzierten und natürlichen Nahrungsmitteln. Daneben gewinnen Alternativen auf pflanzlicher Basis an Bedeutung.

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Nahrungsmittel und Getränke von Nestlé mit einem überdurchschnittlichen Nutrition‑, Gesundheits‑ und Wellness‑Nutzen wachsen 1,8‑mal so stark wie andere Produkte, sind 1,5‑mal profitabler und bieten somit deutlich höhere Umsatz- und Renditechancen.

Nachfolgend ein kurzer Überblick über die Segmente, um ein Gefühl dafür zu bekommen:

Nestlé Umsatzanteile 2017

Nestlé Waters ist führend in einer wachstumsstarken Kategorie. Ihr Markenportfolio umfasst mit Nestlé Pure Life unter anderem die weltweit größte Marke für abgefülltes Wasser. Nestlé Waters verzeichnete ein hohes einstelliges Wachstum bei den internationalen Premiummarken. Regionale Marken in Nordamerika waren mit schwacher Nachfrage und Preisanpassungsdruck konfrontiert. In den USA konnte abgefülltes Wasser kohlensäurehaltige Erfrischungsgetränke als bevorzugtes Getränk ablösen. Dies zeigt, dass Menschen mehr denn je darauf achten, was sie konsumieren. Die USA bilden auch weiterhin den Schwerpunkt beim Ausbau des Premiumsegments, einschließlich der traditionsreichen internationalen Marken Perrier und S.Pellegrino. Weltweit verstärkt Nestlé die Premiumisierung von lokalen Marken wie Poland Spring in den USA, Buxton in Grossbritannien, Vittel in Europa und Erikli in der Türkei.

Das Wachstum bei Nestlé Nutrition (medizinische Nahrungsmittel und Medizinprodukte zur oralen und künstlichen Ernährung) blieb schwach, da der Umsatz in Nordamerika gedämpft war und in Brasilien zurückging. Es gab eine leichte Verbesserung in China, getrieben durch neue Bio Produkte.

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Nespresso meldete ein gleichbleibend mittleres einstelliges Wachstum mit positiver Dynamik in allen Regionen und anhaltendem Wachstum in Nordamerika im mittleren Zehnprozentbereich. Nespresso baute im Laufe des Jahres seine globale Präsenz weiter aus, indem es 80 neue Boutiquen eröffnete. Das Geschäft führte zudem sein Vertuo‑System im Vereinigten Königreich und in Australien ein, nachdem es zuvor in den Vereinigten Staaten, Kanada und Frankreich erfolgreich lanciert worden war.

Nestlé Health Science erhielt sein solides Wachstum aufrecht, getrieben von Medical Nutrition.

Nestlé Skin Health erfuhr ein leichte Verbesserung des Wachstums, entsprach aber weiterhin nicht dem ursprünglichen Business Plan.

Alle Kategorien erzielten positives Wachstum, vor allem Kaffee, Produkte für Heimtiere und Nestlé Health Science.

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2017 halfen mehrere Akquisitionen, die Positionen in wachstumsstarken Kategorien zu stärken und Zugang zu neuen Geschäftsmodellen zu erhalten. Aufgrund der Konsumentennachfrage nach neuen Kaffeeerfahrungen wurden ein Mehrheitsanteil am US­-amerikanischen Kaffeeröster und Fachhändler Blue Bottle Coffee erworben sowie Chameleon Cold Brew, die führende Marke für kalt gebrauten Biokaffee in den USA, übernommen. Angesichts des wachsenden Markts für gesunde Fertigmahlzeiten haben sie Sweet Earth akquiriert – einen kalifornischen Hersteller von hochwertigen vegetarischen Tiefkühlgerichten. Zudem wurde ein Minderheitsanteil an der Online­-Essenslieferplattform Freshly erworben.

Warum dieses Unternehmen?

Nestlé hat sich zum Ziel gesetzt, die zugrunde liegende operative Ergebnismarge von 16% im Jahr 2016 auf 17,5% bis 18,5% im Jahr 2020 zu steigern. Zudem soll bis 2020 ein organisches Wachstum im mittleren einstelligen Bereich erzielt werden. Der wesentliche Treiber dürfte am Ende der neue Chef Mark Schneider sein, der vormals Fresenius geleitet hat. Die börsengehandelten Hoffnungen, die in ihn gesetzt werden, gründen im Wesentlichen auf einem Ausbau des gesundheitsbezogenen Geschäfts, d.h. angereicherte Lebensmittel, Medikation und Hautpflege. Einem aktuellen Interview mit ihm kann jedoch entnommen werden, dass die Revolution ausbleiben wird. Weder kommt es zu großen Akquisitionen/Desinvestitionen, noch wird es einen großen Sprung nach vorne geben. Schneider’s Mantra ist organisches Wachstum. Am Ende muss man feststellen, dass wir es mit einem 90 Mrd. Franken Umsatz-Ungetüm zu tun haben. Hohe Wachstumsraten sind genauso wenig drin wie hohe Marktanteilsgewinne.

Der Reingewinn ging in 2017 um 15,8% auf CHF 7,2 Milliarden zurück und der Gewinn je Aktie sank um 15,8% auf CHF 2.32. Der Rückgang ist in erster Linie auf eine außerordentliche Abschreibung auf den Firmenwert von Nestlé Skin Health zurückzuführen, welche die momentanen Geschäftsaussichten des Unternehmens widerspiegelt. Umformuliert heißt das, dieses Segment läuft nicht gut und der Barwert der zukünftigen Erträge ist deshalb gesunken. Der Barwert steht aber in der Bilanz und deshalb gab es einen Einmalaufwand. Einen Einmalaufwand übrigens, der so signifikant war, dass Nestlé eine höhere Dividende für 2017 zahlt, als überhaupt Gewinn da ist. Deshalb greift Nestlé zum Klassiker der Unternehmenskommunikation und bewirbt einfach alternativ den „zugrundeliegenden“ Gewinn pro Aktie, der wesentlich höher ausfiel und die Einmalaufwendungen außen vor lässt. Das ist kein Drama, wenn es denn nicht zur Regel wird.

Skin Health klingt ja zunächst mal sehr gut, weil Hautpflege ein Wachstumsmarkt ist und nach einem attraktiven Geschäftsmodell klingt. Schaut man sich jedoch die Hauptmarken dieses Segments an, fällt auf, dass die Mehrheit verschreibungspflichtig ist, und außerdem, dass man keine der Marken kennt. Untypisch für Nestlé und insgesamt auch ein Bereich, in dem man Nestlé nicht unbedingt die Kernkompetenz zuschreiben würde. Darauf, dass hier tatsächlich substantielle höhere Ergebnisbeiträge in den nächsten Jahren resultieren, sollte man also nicht wetten. Aber wir werden sehen, was Mark Schneide hier bewegt.

Eine Investition in Nestlé ist deshalb im Wesentlichen eine Investition in ein Portfolio starker Marken. Wir sind ein großer Freund von Marken, da diese für die meisten Menschen alltagsbestimmend und identitätsstiftend sind. Das dezidierte Nespressotrinken eignet sich in beiläufig fallengelassenen Nebensätzen sehr gut als unterschwelliges Statussymbol. Wohl aber verkennend, dass hier für das Kilo Kaffee bei einem Weltmarktpreis von rund 2 Euro und einem Handelspreis von um die 10 Euro im Falle originaler Nespresso-Kapseln 60 bis 80 Euro bezahlt werden. Ein einzelner Kaffeekonsument kann so ohne Probleme auf jährliche Kosten von 560 Euro kommen. Soweit aber auch nichts Neues und dass ein solches Modell dauerhaft funktioniert, spricht eindeutig für Nestlé und die Wertigkeit des Gesamtangebots.

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Genauso beeindruckend ist die Tatsache, dass Nestlé mit dem Grundstoff, der 71% der gesamten Erde bedeckt (zugegebenermaßen in salziger Form), 8 Mrd. Franken Umsatz macht. Die Marke macht eben einiges aus und selbst diejenigen, die sich für nicht markenbewusst halten, werden vermutlich vor dem Zahnpastaregal doch eher zur Markenpaste greifen, obwohl überall dasselbe drin ist. Weil gut aufgebaute Marken in der Theorie eben Vertrauenswürdigkeit versprechen. Wir sind ein großer Freund dieses Konzepts und Nestlé verfügt über 2.000 Marken, davon viele der erfolgreichsten und bekanntesten weltweit.

Insgesamt lässt sich positiv feststellen, dass die von Nestlé gebildeten Segmente sehr ausgeglichen sind und kein erkennbares Klumpenrisiko besteht. Den detaillierten Chancen- und Risikenbericht haben wir uns an dieser Stelle gespart, weil es Unmengen davon auf beiden Seiten gibt und Nestlé so groß und so komplex ist, dass ausschlaggebend für uns die risikomindernde Diversifizierung der starken Marken ist. Zwischenfazit: man kommt im Supermarkt an Nestlé nicht vorbei, man arbeitet an einer deutlichen Steigerung der Verkäufe und der Marge, und im Ergebnis sind das zwei wunderbare Argumente für ein Unternehmen.

Die Aktie:

Die Aktien von Nestlé haben wir ebenfalls erstmal zur Depoteröffnung im Oktober 2014 gekauft. Anschließend gab es eine glückliche, wesentliche Aufstockung im Januar 2015 nur wenige Tage vor der Aufhebung der Franken-Deckelung durch die Schweizer Notenbank sowie eine weitere Aufstockung nach dem Platzen der Blase am chinesischen Aktienmarkt im August 2015. Maßgeblich war damals, zunächst verschiedene stabile Standardaktien in das Portfolio aufzunehmen, um

a) eine frühe Diversifikation zu erreichen,

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b) substantielle Dividendenzahlungen zu erzielen sowie

c) die Eigenkapitalunterlegung durch gute Wertpapierkreditratings nicht unnötig in die Höhe zu treiben.

Auch bei der Aktie der Nestlé S.A. konnten wir aufgrund des Zeitpunkts zu einem im Rückblick günstigen Preis einsteigen und uns eine für Nestlé übliche solide Dividendenrendite von 3,3% einkaufen. Nestlé nimmt als eines der Stabilität versprechenden Investitionen im Atypisch Still Portfolio einen Anteil von 1,4% ein.

In Euro hat sich der Gesamtwert praktisch nicht verändert, in Schweizer Franken sind zwischenzeitlich etwa 12% Buchgewinn aufgelaufen. Unsere Dividendenrendite bezogen auf die Anschaffungskosten liegt nach überaus mageren jährlichen Erhöhungen mittlerweile bei 3,6%, während der Neueinstieg derzeit zu leidenschaftslosen 3,1% bei einem branchentypischen KGV2018 von 21 zu haben ist.

In den letzten zehn Jahren hat sich der Umsatz von Nestlé um 1,8% p.a. verringert, während der Gewinn pro Aktie um 4,0% p.a. (wir haben uns hier großzügigerweise auf den bereinigten Gewinn gestützt) und die Dividende um 8,5% p.a. gestiegen ist. Eine Dividendensteigerung oberhalb der Gewinnsteigerung ist nicht nachhaltig, deshalb kann die jährliche Ausschüttungssteigerung nicht auf die Zukunft fortgeschrieben werden.

Nestlé steigerte die Dividende in jedem einzelnen Jahr seit 1996 und liegt bei einer Auszahlungsquote von etwa 66% bezogen auf den bereinigten Gewinn. Bezogen auf den normalen Gewinn je Aktie wäre Alarmstufe Rot angesagt mit einer Auszahlungsquote von über 100%. Zu beachten ist jedoch, dass eine Abschreibung auf den Firmenwert in erster Linie ein bilanzieller, buchhalterischer Vorgang ist, der sich auf den tatsächliche Kapitalfluss nicht auswirkt. Allerdings ist eben das künftige Ertragspotential gemindert.

Für 2018 wird ein organisches Wachstum zwischen 2% und 4% erwartet sowie eine Verbesserung der zugrunde liegenden operativen Ergebnismarge gemäß der Zielvorgabe für 2020. Außerdem wird ein Anstieg sowohl des zugrunde liegenden Gewinns je Aktie bei konstanten Wechselkursen als auch der Kapitaleffizienz angestrebt.

Fazit:

Wohl über wenig Aktien ist so viel geschrieben, wie über das traditionellste aller Witwen- und Waisenpapiere. Eine Vielzahl der stärksten und bedeutendsten Marken der Welt holt man sich mit Nestlé ins Depot. Die ausgeprägte Wachstumsschwäche der letzten Jahre soll nach den Worten des Chefs kurzfristig, spätestens mittelfristig der Vergangenheit angehören. Mark Schneider hält sich nach eigener Aussage an den Grundsatz „Wenig schwätzen, viel liefern.“ – wir freuen uns darauf.

Weiterführende Quellen:

Jahresbericht 2017

Dividendenpolitik & Dividendenhistorie

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Hinweis nach § 85 WpHG:

Die hier vorgestellten und besprochenen Wertpapiere befinden sich in unserem privaten Depot. Die Inhalte dienen ausschließlich Informationszwecken und stellen kein Angebot, keine Empfehlung und keine Aufforderung zum Kauf der angesprochenen Anlageprodukte dar. Wir leisten keine Anlageberatung. Dies gilt für sämtliche Kommunikationswege (z.B. per Telefon, Newsletter, E-Mail und Post oder in den Kommentaren). Wir haben darüber hinaus 72h vor und nach der Veröffentlichung des Artikels keine Transaktionen in dem besprochenen Wertpapier getätigt.

3 Gedanken zu „Equity Story: Nestlé S.A.“

  1. „Wenig schwätzen, viel liefern.“ – wenn der gute Herr das dann auch hinbekommt, ist ja alles gut 🙂

    Vielleicht schafft er es auch, dass Nestle zukünftig weniger Imageprobleme haben wird. So Themen wie verunreinigtes Babymilchpulver (oder so ähnlich) und natürlich das fragwürdige Geschäft mit dem Wasser kann auf Dauer schon zu größeren Problemen führen. Klar, Nestle ist gut aufgestellt. Aber solche Späße könnnen auch Ungetüme wie Nestle mal Kopf und Kragen kosten.

    Viele Grüße vom Depotstudent 🙂

    1. Hallo Depotstudent, danke für Deinen Kommentar! 🙂
      Um manche Dinge kommt man heutzutage nicht mehr drum herum, und dazu gehören soziale, ethische und ökologische Aspekte. Wer diese nicht berücksichtigt, schafft sich seinen eigenen Wettbewerbsnachteil. Es gibt ja auf Youtube Dokus zu Nestlé mit seinen verschiedenen Problembereichen und mittlerweile sogar Follow-Up-Dokus, ob sich Dinge im Zeitverlauf geändert haben. Wir gehen fest davon aus, dass solche eher „nichtökonomischen“ Themen zwingend Niederschlag im Geschäftsmodell finden müssen, und dass sich diese nicht notwendigerweise finanziell nachteilig auswirken müssen, richtig gemacht eher im Gegenteil! Wer hätte das Potential, Dinge groß anzugehen, wenn nicht Nestlé?

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