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Rückblick auf die Depotveränderungen seit dem Corona-Crash und: (wann) hätte man den Börsencrash kommen sehen können?

Unser letzter Blogartikel zu unseren Transaktionen liegt mehr als ein halbes Jahr zurück, sodass wir im heutigen Artikel mal wieder konkret auf unsere Einzelwerte eingehen wollen.

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Ein zentrales „Problem“ unseres bevorzugten Formats seltenerer, aber dafür längerer Artikel ist, dass wir es nicht so recht schaffen, zeitnah über Ereignisse zu berichten, wobei immerhin unsere Corona-Serie im März ziemlich gut den Tiefpunkt getroffen hat und sich als hervorragender Kontraindikator zumindest für die Börsentrendrichtung erwiesen hat. 😉

Längere und seltenere Artikel haben darüber hinaus natürlich den offensichtlichen Pferdefuß, dass über allem Beschriebenen der Filter des bereits Eingetretenen und des Verarbeiteten liegt, man also womöglich mittels der Beschreibung den Eindruck erweckt, dass schon immer eigentlich alles klar war und keine Unsicherheit bei den jeweiligen Handlungsentscheidungen bestand. Dem war so natürlich nie. Andererseits sehen wir den Mehrwert bei täglichen bruchstückhaften Artikeln aber auch eher nicht. Wir wollen deshalb im Folgenden rückblickend zusammenfassen, wie sich das Investmentjahr 2020 bei uns vor dem Hintergrund der Coronakrise dargestellt hat.

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Nachdem wir in der letzten Februarwoche in größerem Stil Aktien verkauft haben, war unser Wertpapierkredit wieder deutlich in der rahmenkreditgedeckten Zone. Wie wir in einem unserer ersten Artikel zum Wertpapierkredit beschrieben haben, ist einer der Gefahren des Wertpapierkredits der Gewöhnungseffekt und die unwiderstehliche Verlockung, diesen immer weiter ausschöpfen zu wollen. Im Ergebnis waren wir im Februar über dem rahmenkreditrückgedeckten Betrag.

Wir haben deshalb in der letzten Februarwoche über den Betrag hinausverkauft, der nötig war, um in den rückgedeckten Kreditbereich zu kommen und habe uns somit sogar noch Wertpapierkreditspielraum eingekauft, ohne aber den Investitionsgrad unter 100 % des Eigenkapitals fallen zu lassen. Insoweit waren wir also während der Krise jederzeit voll investiert. Der Zeitpunkt war immer noch vergleichsweise günstig, denn die Märkte waren noch in der Vorwoche (17. Februar) am Allzeithoch. Deshalb haben wir in Summe auch massiv (steuerfreie) Gewinne realisiert – was wirtschaftlich unter dem Strich schon ganz anders aussehen würden, wenn wir mit dem Depot noch dem Abgeltungsteuerregime unterliegen würden. Ergo: krisenbedingte Umschichtungen sind in der UG steuerlich definitiv günstiger als privat. Sofern man Gewinne erzielt.

Der Verkaufszeitpunkt war also nicht ungünstig und im Anfangsstadium großer Krisen kommt es auf mutige und idealerweise richtige Entscheidungen an; darunter kann natürlich auch absichtliches Nichthandeln fallen. Wir waren aber über unserer Risikokapazität und wir taten (nur) deshalb gut daran, zu verkaufen und weil wir ohnehin am Verkaufen waren, haben wir gleich mehr verkauft, als nötig. Letztlich eine Wette auf noch tiefere Kurse, aber eine Wette, die wohl zu diesem konkreten Zeitpunkt Ende Februar nicht allzu schlechte Aussichten auf Erfolg hatte. Die Frage ist natürlich, wie kann man „richtige“ Krisen von lediglich krisenähnlichen Kurskorrekturen unterscheiden? Für unsere eigene Anlage würde ersteres bedeuten, dass ein Verkauf möglich wäre, bei letzterem aber nicht, da wir grundsätzlich eben nicht verkaufen, außer das Unternehmen selbst verschlechtert sich fundamental.

Aus unserer Sicht war damals das Ausschlaggebende, dass das neuartige Coronavirus ein Phänomen darstellte, das entweder (a) nicht von Menschen kontrollierbar ist oder (b) nur unter enormem wirtschaftlichem Schaden kontrollierbar wird. Das war bei den krisenhaften Erscheinungen der Vorjahre eben vollkommen anders: man denke nur an das vierte Quartal 2018 (Handelskrieg USA-China) oder in 2016 die Angst, China würde statt 6,5 % nur 6,0 % wachsen und damit „eine harte Landung“ hinlegen. In diesen Situationen kann auf verschiedenen Stufen gehandelt werden, politisch, diplomatisch, aber seit der Finanzkrise offensichtlich vor allem geldpolitisch. Wachstum kann man kreieren, auch wenn es dann künstlich, finanzsystematisch fragwürdig und eher brüchig ist. Eine Pandemie lässt sich jedoch kaum unter Kontrolle bringen, denn ein einziger Infizierter reicht für die Weiterverbreitung aus.

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Wenn man sich dazu entscheidet, am Beginn einer Krise Handlungen vorzunehmen, stellt sich natürlich immer die Frage nach dem „richtigen“ Zeitpunkt. Zu früh dran waren wir jedenfalls nicht. Fraglich ist, ob man die kommende Krise nicht vorher hätte erkennen können. Dafür muss man Ursachen auch erst einmal im Ansatz erkennen. Das haben wir bereits um den Jahreswechsel erstmals. Im Anschluss verfolgten wir das Thema zunächst locker, in der Hoffnung, dass es von allein wieder verschwindet. Erst als auch nach Tagen und Wochen das Thema präsenter wurde und eine Verbreitung stattfand, haben wir das Thema regelmäßig gemonitort. Aber solange es die Börse nicht erreicht, die überraschend lange überraschend unbeeindruckt davon war, stellt sich die Frage nach dem Verkauf nicht. Aufgrund unseres Hebels lagen wir ja auch mit unserem Depot auf absoluten Rekordhochs. Börsenhochs vor einem Crash lassen sich nicht im Vorfeld oder live erkennen. Ob ein Kurs einen Hochpunkt darstellt, wird erst durch den nachfolgenden Kursabschwung sichtbar. Zwar wurden bereits erste signifikante Zweifel gestreut, als China am 13. Februar seine Statistik der Fallzahlen um überraschende und atemberaubende 44 % nach oben korrigierte. Allerdings hat sich an der Börse nach unserer Auffassung erstmals am 18. Februar leichte Panik breitgemacht, nachdem Apple am Vorabend unter Verweis auf China und Corona die nur wenige Wochen alte Prognose für 2020 gestrichen hat:

Es sei ein Weckruf von Apple für scheinbar unbekümmerte Anleger und eine Mahnung, die Konsequenzen der Epidemie für die Wirtschaft nicht zu unterschätzen, kommentierte Analyst Milan Cutkovic vom Broker AxiTrader.

FAZ – Nach Warnung von Apple: Coronavirus stoppt die Rekordjagd des Dax

Am 20. Februar stand nach unserer Wahrnehmung immer noch der China-Schock für die Weltwirtschaft im Fokus und noch nicht die gesamte Weltwirtschaft. China alleine hätte unserer Meinung nach für einen veritablen Crash ausgereicht. Am 21. Februar waren auf der ganzen Welt Infektionsherde sichtbar:

Quelle: tagesschau.de

Zu diesem Zeitpunkt gab es in Deutschland nur die Webasto-Fälle und man hoffte noch, dass der Kelch an Deutschland vorübergehen würde. Allerdings war da schon die hohe Übertragungsfähigkeit bekannt, eine solche Hoffnung also letztlich nicht begründet. Über das Wochenende vom 22./23. Februar hatte Italien aufgrund einer Explosion der Fallzahlen erste regionale Abriegelungen angeordnet. Das war wohl der Auslöser für die Erkenntnis, dass das Virus endgültig in Europa angekommen ist und schwerwiegende Eingriffe zur Eindämmung drohen. Spätestens ab dem 24. Februar konnte dann angenommen werden, dass die Börse abrutscht. Am 26. Februar begannen wir mit unseren Verkäufen, die sich ratierlich bis 28. Februar erstreckten. Das heißt, der Vorwurf, den man machen kann, also nicht entschlossen genug, nicht früh genug gehandelt zu haben, erstreckt sich auf einen Zeitraum von drei, vier, fünf Tagen. Das ist letztlich das, was wir uns noch einmal genauer ansehen müssen, ob es möglich gewesen wäre, hier früher zu agieren. Welche Informationen gab es, mit welcher Wahrscheinlichkeit konnte man auf der Basis der damaligen Informationen von einer dramatischen Verschlechterung der Lage ausgehen? Eine solche zu prognostizieren, wenn die Pandemie ja bereits da ist, klingt eigentlich – rückblickend – nicht allzu schwierig. Dennoch: ist es verwerflich, vor einem Verkauf zwei Mal zu überlegen, ob dieser erforderlich ist? Wie schon in früheren Artikeln erwähnt: wenn Risiko zu reduzieren ist, dann gibt es eigentlich nur eine Lösung für diese Frage, und die heißt: Risiko rechtzeitig reduzieren, zumal, wenn die Katastrophe bereits vor den Augen abläuft.

Am Ende kam es dann hinsichtlich der Ende Februar eingegangenen Wette auf günstigere Kurse ja aber wie erhofft, sodass wir bereits ab dem 9. März (DAX 10.500) wieder selektiv auf der Kaufseite unterwegs waren. Dies waren natürlich die Zeiten der größten emotionalen Anspannung. Dabei ist wie beschrieben zu beachten, dass wir mit unserem Eigenkapital während der gesamten Krise zu 100% investiert blieben und nur am Fremdkapitaleinsatz geschraubt haben. Es ist deshalb gerade nicht so, dass wir den deutschen Kardinalanlagefehler begangen haben, in der Krise „alles“ ohne Sinn und Verstand zu verschleudern. Wir haben lediglich den Hebel reduziert, um ihn anschließend besser wieder ansetzen zu können.

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Bei den ersten Rückkäufen handelte es sich um Versicherungs- und Ölwerte: Allianz, Exxon, Oneok, Shell, TGS-Nopec Geophysical, BP, Kinder Morgan. Zugegebenermaßen war die Ölbranche zumindest aus heutiger Perspektive kein idealer Einkauf, zumal mindestens Exxon dividendentechnisch auch stark auf der Kippe steht. Möglicherweise war Exxon doch ein Schnellschuss aus alter Gewohnheit und müsste nun noch einmal auf den Prüfstand. Shell hat in der Zwischenzeit ja bereits die vormals opulente Dividende gekürzt. Insofern ist der Rückkauf von Shell sicherlich auch eine Wette darauf, dass von dem nun niedrigerem Dividendenniveau auch wieder Steigerungen möglich sein sollten, mit denen es im Ölsektor seit dem Ölcrash 2015 mau aussah. Shell scheint sich von den großen Öl-Majors aber zumindest im Bereich erneuerbarer Zukunftstechnologien im Post-Öl-Zeitalter aussichtsreich aufzustellen – aber auch hier: eine Wette auf eine bestimmte Variante, wie die Zukunft sein wird.

Am 10. März (DAX 11.000) haben wir uns bei den runtergeprügelten Reise- und Veranstaltungswerten Booking Holdings, Carnival Corporation sowie CTS Eventim eingekauft. Alle drei standen schon länger auf unserem Zettel und die Coronakrise war für uns der ideale Kaufzeitpunkt – vorausgesetzt, alle drei überleben die Krise. Aber das gehört zum Kauf an Krisentiefpunkten nun einmal dazu, dass gerade dann das Überleben selbst fraglich ist. Des Weiteren haben wir Hypoport, Marine Harvest und Partners Group zurückgekauft, Adidas neu aufgebaut sowie Simon Property Group und Dominion Resources aufgestockt. Wenn es Brei vom Himmel regnet, muss man den Löffel aus dem Fenster halten.

Natürlich haben sich nicht alle Käufe der ersten Märzhälfte ausgezahlt. Als Hindernis stellt sich in hektischen Zeiten regelmäßig heraus, dass wir dafür weder geeignet noch darauf adäquat vorbereitet sind. Am liebsten kaufen wir außerhalb von Krisen anlassbezogen (z.B. beim Verfehlen von Quartalszahlenerwartungen) nach längerer passiver Begleitung von Unternehmen in den Finanzmedien. Kein Zeitdruck, keine großen Portfoliobewegungen, kein großer Buchhaltungsaufwand im Nachgang. Hinsichtlich unserer fehlenden Eignung für hektische Zeiten ist konkret gemeint, dass uns die nötige Zeit nicht zur Verfügung steht, um unter der Woche länger am Tag die Märkte zu verfolgen. Das Gemächliche passt uns deshalb besser. Des Weiteren sind wir nicht dafür gemacht, in der einen Woche großflächig aus dem Depot zu schmeißen, um anschließend großflächig billiger wieder zurückzukaufen. Zumal jeder Verkauf bei im Großen und Ganzen betriebener Buy&Hold-Strategie die ewige Frage nach dem richtigen Rückkauf aufwirft, die sich eben nicht stellen würde, wenn man nicht verkaufen würde.

Aber natürlich muss man demgegenüber auch berücksichtigen, dass die Kurse krisengemäß pauschal in den Keller rauschten und man im Anschluss letztlich mit kaum einem Kauf wirklich schlecht fahren konnte. Im Anschluss haben wir dann den erneuten Rutscher zunächst abgewartet. In diesen Fallsituationen ist immer die Frage: war es das jetzt? Das weiß natürlich zu diesem Zeitpunkt niemand. Niemand seriös zumindest. Aber nach jedem neuen Rutscher war doch jeweils mehr klar, dass auf lange Sicht die Kurse wieder viel höher stehen werden. Natürlich auf das Risiko hin, dass man falsch lag, und zu früh wieder Risiko aufgebaut hat.

Unser größter Fehlschlag in der Coronakrise war jedoch, nicht rechtzeitig an einen bislang enorm zuverlässigen Krisenkurstiefpunktindikator gedacht zu haben: das DAX-Kurs-Buchwertverhältnis. Dieses ist nämlich in keiner Krise der letzten Jahrzehnte deutlich unter 1,0 gefallen. Zumindest an diesem Wert hätte man sich orientieren können und er wurde in dieser Krise erneut bestätigt. Der DAX-Tiefpunkt – der für uns im Übrigen gar kein relevanter Index ist, der aber für Deutsche hinsichtlich der Indexstände nun einmal am greifbarsten und am präsentesten ist – lag ungefähr in der Nähe des einfachen Buchwerts. Das schreiben wir uns negativ auf die Kappe, denn das hätte man wissen und sich daran gedanklich orientieren können, dass hier nun ein mögliches Minimum vorliegen könnte. Erstmals haben wir von diesem „Turnaround“-Indikator in Euro und/oder Euro am Sonntag vor einigen Jahren erfahren und die langjährige Trefferquote wusste zu überzeugen.

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Nachdem sich der DAX dann einige Tage auf niedrigem Niveau um 8.500 einpendelte, stieg das Zutrauen in eine Bodenbildung. Im Übrigen sind wir zumindest börsentechnisch – nicht realwirtschaftlich – von einer V-förmigen Korrektur ausgegangen. Es ist beachtlich, dass die Erholung auch in dieser Krise letztlich mit einem V abgeschlossen hat, obwohl der Staat in beispielloser Art und Weise in alles Mögliche eingegriffen hat. Allerdings hat sich erneut die staatliche und geldpolitische Tendenz der jüngeren Geschichte bestätigt, Krisen nicht mehr zuzulassen und Marktbereinigung zu verhindern (was der maßgebliche Grund dafür war, eine V-Erholung anderen Erholungsformationen vorzuziehen). An sich mögen wir die regelmäßige Marktbereinigung. Allerdings war die vorliegende Krise nicht marktversagensbedingt und es wäre deshalb aus unserer Sicht krisentheoretisch verfehlt gewesen, in diesem Rahmen den Markt zu bereinigen.

Wir haben rechtzeitig am 23. März (DAX-Stand ca. 8.700) noch einmal Standardwerte geshoppt und kauften Coca-Cola, Walt Disney, und Altria sowie erneut Oneok, Kinder Morgan und Simon Property Group, ohne aber All-In zu gehen. Vielmehr haben wir wie im März beschrieben in jede Position immer nur wenige Hundert Euro investiert. Also alles alte, fette, langweilige Unternehmen mit verständlichen Geschäftsmodellen, ihren eigenen Problemen und ihren dennoch tendenziell steigenden Kursen. In der gleichen Woche haben wir nur noch Corestate Capital zurückgekauft. Auch übrigens eine erbarmungslos abgestürzte Hype-Aktie, die wir bereits ursprünglich zu teuer eingekauft haben. Das gehört mit dazu.

Anschließend haben wir uns wieder einige Tage Zeit gelassen und erst am 8. und 9. April (DAX 10.400) wieder zugeschlagen. Die Erholung war nun schon sichtbar am laufen und wir haben neben offensichtlichen Krisenverlierern wie Boeing, Carnival Corp., MTU Aero Engines und Airbus auch REITs und BDCs wie Main Street Capital, Newtek Business Services, Simon Property Group, VEREIT Inc., hierunter im weiteren Sinne auch Aroundtown SA, gekauft. Darüber hinaus haben wir die ausgebombten Ölwerte (Stichwort negativer Ölpreis) mit Kinder Morgan und Oneok weiter aufgestockt. Dabei haben wir neben den sich beständig verschlechternden Aussichten für die ölproduzierende Branche auf öl- und gastransportierende Werte gesetzt. In den Pipeline-Betreibern steckt nämlich im Zweifel die Phantasie, über die vorhandene Infrastruktur auch Wasserstoff transportieren zu können (wofür natürlich zunächst weitere Investitionen notwendig wären). Außerdem haben wir weiter Adidas und Altria aufgestockt. Die Kaufgründe waren jeweils unterschiedlich und vielfältig. Carnival haben wir aufgrund des Best-of-Breed-Ansatzes unter den Kreuzfahrtrisiken und nach kurzem Blick in die Bilanzen ausgewählt. Adidas dagegen war langjähriger Wunschkandidat. Altria hielten wir auch unter Berücksichtigung des in der Unternehmensplanung eingebauten Rückgangs des Zigarettenabsatzmarkts und der Milliardenkatastrophe Juul schlicht für zu billig. Es gibt also einen ganzen Strauß an jeweils individuellen Kaufgründen.

Ende April (DAX 10.700) haben wir beim letztlich unrühmlich ausgegangenen Wirecard-Kapitel nach dem berühmten KPMG-Bericht aufgestockt (ohne allerdings jemals wirklich Gewicht im Portfolio gehabt zu haben). Nach wie vor vertreten wir die These, dass man einen Betrug in dieser Größenordnung nicht hat absehen können. Des Weiteren weiter Reisetitel mit Booking Holdings und Erlebnis Akademie. Wie ersichtlich ist, steigen wir gerne portionsweise ein und nicht mit im Alles-oder-Nichts-Stil.

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Im Mai haben wir erneut Altria, MTU Aero Engines, Newtek Business Services sowie VEREIT und Main Street Capital aufgestockt. Des Weiteren weitere Stücke von CTS Eventim und eine neue Position in Fraport als Wette auf die Renaissance der Entertainmentbranche bzw. des Luftverkehrs nach der Krise. Der Juni (DAX zwischen 12.000 und 13.000) war bis auf den durch Degiro erfolgreich vereitelten rechtzeitigen Wirecardverkauf ruhig bei uns. Generell hat sich über den Sommer in der Breite nicht mehr viel aufgedrängt, weil das Kursniveau wieder zu hoch war.

Nur vereinzelt haben wir jetzt wieder unsere anlassbezogenen Käufe durchgeführt. Hierzu gehörte z.B. der Kauf von flatexDEGIRO Anfang Juli, als das Closing der Übernahme unseres aktuellen Stammbrokers durch Flatex näherrückte. Außerdem haben wir eher experimentelle Investments in Schrodinger Inc., einer Art Softwarelösung für die Entdeckung neuer Medikamente sowie in Cytosorbents Corp. als Anbieter von Lösungen gegen Zytokinsturm (Stichwort COVID-19) getätigt. Seit August stand auch Alteryx (wieder) mehrfach auf dem Kurszettel, ein Anbieter von exorbitant teuren Lösungen für Datenarbeiter, einer unseres Erachtens neuen und aufstrebenden Art Angestellter in Großkonzernen, die Unternehmensdaten in intuitiver Art und Weise auswerten und verarbeiten können und von denen wir erwarten, dass sie sich zahlenmäßig in den nächsten Jahren drastisch erhöhen werden. Des Weiteren haben wir bei DocuSign immer weiter nachgekauft.

Im September folgten die Rückkäufe von NEL und MPH Health Care. Mitte September nutzten wir die Short-Attacke auf Grenke, um uns auch damit einzudecken. Natürlich haben wir den Bericht der Shortseller vorher gelesen, bevor wir zugeschlagen haben. Es war für geübte Short-Report-Leser schnell sichtbar, dass die Qualität nicht allzu hoch war und viele „Fakten“ eher manipulativen Charakter hatten. Beim Lesen war aber auch schon klar, dass der Vorwurf der CTP-Gesellschaft wohl eher treffen wird und das war in der Folge aus unserer Sicht im Wesentlichen die einzige offene Frage, wie Grenke damit umgehen wird. Offensichtlich hat Grenke bis dato keine Short-Erfahrungen am eigenen Leib erfahren müssen, wenn man sich die Reaktion angesehen hat, denn man wurde komplett unvorbereitet getroffen. Das hat natürlich kein Vertrauen hergestellt, ebenso wenig wie der eher halbgare Umgang mit dem Thema CTP. Bis heute hat der Kurs nicht wirklich angezogen, aber auch hier wird der Rauch irgendwann verziehen. Grenke hat sich bei dieser Short-Attacke nicht mit Ruhm bekleckert, gleichermaßen war von Beginn an klar, dass dies kein neues Wirecard werden wird und wir somit kein Geld verbrennen. Unser Einstandskurs von 33 Euro führte dennoch bis heute zu einem zweistelligen Buchgewinn. 

Mitte Oktober teilte die Firma Biontech dann über mehrere Kanäle mit, dass sie innerhalb weniger Wochen mit einer fortgeschrittenden Phase-3-Studie in das laufende Zulassungsverfahren der EU gehen wird. Dabei ist zu berücksichtigen, dass es mehrere Studienstopps bei den Wettbewerbern gab, der Biontechimpfstoff aber anscheinend keine wesentlichen Nebenwirkungen aufwies. Insbesondere ließ Chef Ugur Sahin verlauten, dass er sehr optimistisch bezüglich der Erfolgsaussichten im Hinblick auf die Wirksamkeit und eine spätere Zulassung ist. Das war für uns Anlass genug, in den Impfstoffvorreiter zu gehen und wir haben uns ein paar wenige Stücke gekauft. Schon im März haben wir anklingen lassen, dass auch diese Art Spekulation nichts für uns ist; steht das Unternehmen allerdings kurz davor, als erstes einen Impfstoff zur Marktreife zu bringen, liegen aus unserer Sicht Fakten vor und keine Spekulationen.

Ende Oktober haben wir den historischen Kurssturz bei SAP nach der Vorlage einer schlechten Geschäftsprognose genutzt, um aufzustocken. SAP ist ja bekanntlich bei seinen Kunden nicht übermäßig beliebt – an sich eine schlechte Voraussetzung, um dauerhaft Erfolg zu haben. Allerdings muss man dazu sagen, dass blind den Leuten Pepsi auch besser schmeckt als Coke, dass die Burger-King-Fritten besser schmecken als die von McDonalds und Lindt & Sprüngli als selbsternannte Premiummarke in Schokoladenqualitätstests wegen Verunreinigungen schlecht abschneidet. Solange man also das vermarktungstechnisch unerreichte Standardprodukt anbietet, sollte auch bei SAP nicht viel anbrennen. Aber natürlich schläft der Wettbewerb nicht und bei SAP wird man eher mal ein Auge drauf haben müssen, ob man Weltspitze ist oder zurückfällt.

Im November haben wir aufs Neue bei Main Street Capital, Newtek Business Services, Oneok und Alteryx eingekauft. Bis dann die große Nachricht von der Wirksamkeit des Biontech-Impfstoffs veröffentlicht wurde und kurstechnisch alle Dämme auf dem Weg nach oben brachen. Dies war für uns Anlass auch die bis dato vollverkaufte Starbucksposition zu reinitiieren, neben der ebenfalls vollverkauften Omega Healtcare Investors. Neben den in diesem Artikel schon oft erwähnten REITs und BDCs, die wir erneut aufstockten (ohne aber insgesamt das Vorkrisenniveau zu erreichen), kauften wir bei Taylor Wimpey, CTS Eventim, Fraport, MTU, Airbus, LVMH, Allianz und Münchner Rück nach. Die Impfstoffnachricht traf uns unvorbereitet (ungefähr wussten wir schon, dass Biontech eine Veröffentlichung machen wollte) und sie wurde vor allem zu einer denkbar ungünstigen Zeit mitten in der Mittagspause veröffentlicht. So gingen wertvolle Minuten verloren, der wichtige US-Markt war aber ohnehin noch geschlossen und konnte deshalb schon nur noch auf deutlich höherem Niveau starten.

Nun folgte Mitte November auch noch die Impfstofferfolgsmeldung von Konkurrent Moderna, nach der die Börsen auch, aber nicht mehr in gleichem Maße nach oben schossen. Biontech ging dementsprechend nach unten. Die Moderna-Parameter sehen auf den ersten Blick teilweise noch vielversprechender aus. Wichtig ist im Ergebnis aber nur, dass überhaupt ein Impfstoff auf den Markt kommt und der Wahnsinn bald ein Ende hat.

Wie ersichtlich ist, hat die Coronakrise unser Depot im Bereich des fremdfinanzierten Teils doch ganz schön durchgeschüttelt. Einige Werte sind komplett neu drin, andere bislang noch nicht zurückgekauft (McDonalds, Sixt u.a.). Durchgeschüttelt wurden allerdings auch die Dividenden. Massive Kürzungen und eine veränderte Depotzusammensetzung führen jetzt zu einigen Tausend Euro weniger Dividenden pro Jahr. Dabei ist 2020 abgehakt, die Frage ist, wer in 2021 wieder zahlt und wenn ja, wie viel. Zur Dividendennormalität werden wir wohl vermutlich erst in 2022 zurückkehren. Ein gutes hat Corona aber doch auch: immerhin muss man aktuell die Finanzberichte mangels langfristigen Werts nicht im Detail lesen, da die Zahlen meist so oder so schlecht sind. Das spart uns an dieser Stelle etwas Aufwand. Aus unserer Sicht macht es erst wieder Sinn, die Jahresberichte für 2020 zu lesen, die im kommenden Jahr veröffentlicht werden.

Aber auch bei den Bestandswerten gibt es interessante Entwicklungen. So hat sich unsere Beteiligung an dem afrikanischen Amazon-Klon Jumia Technologies seit dem IPO, den wir ausnahmsweise mitgenommen haben, als wahrer Ritt auf der Rasierklinge erwiesen. Von Short-Attacken mit Vorwürfen eines einzigen Betrugs und einem Kursziel von Null bis hin zur radikalen Kehrtwende desselben Short-Sellers zu einer Long-Empfehlung haben wir von minus 90 % Wertentwicklung bis hin zu heute plus 50 % alles dabei gehabt. Die zwischenzeitlichen Vorwürfe hatten unsere ursprüngliche Investmentthese nicht infrage gestellt, weshalb ein Verkauf nicht in Betracht kam. Die Situation und die These sind heute nicht anders, als zum IPO. Jumia gelingt es nach und nach, die Cashverbrennung und die Verlustsituation zu reduzieren und arbeitet auf dem Jahresüberschuss weit vorgelagerten Zwischenstufen der GuV bereits profitabel. Dies ist auch dringend nötig, wenn nicht erneut Kapital am Markt aufgenommen werden soll. Wir bleiben dabei.

Dabei geblieben sind wir über viele Jahre auch beim Brokerhaus Lang & Schwarz. Hier bestand seit der Gesetzesänderung des § 8b Abs. 7 KStG mit Ablauf des Jahres 2016 das steuerliche Problem einer asymmetrischen Besteuerung von Gewinnen und Verlusten bei Aktien und Aktienabsicherungen. Diese Problematik hatten wir hier schon einmal im Detail erläutert. Der § 8b Abs. 7 KStG ist ein Kuriosum, denn bis heute ist die Gesetzesänderung offenbar an vielen vorbeigegangen. So werden wir bis heute wegen inhaltlich falscher und deshalb grob fahrlässiger Blogartikel auf anderen Seiten darauf angesprochen, ob Aktien nun im Umlauf- oder im Anlagevermögen gebucht werden müssen, ob die UG nicht ein Finanzunternehmen wäre und anderen Blödsinn. Das alles gilt seit 2017 nicht mehr für unsere Sparschwein-UG und die Gesetzesänderung ist sicherlich auch einer der wichtigeren Faktoren dafür gewesen, dass wir diese im Endeffekt überhaupt umgesetzt haben. Kein Wunder aber, denn auch derjenige, der uns mit seinen Büchern begeisterte und uns überhaupt erst auf die Idee mit der UG & atypisch Still brachte – Johann C. Köber* – behandelt dieses Thema in diesen nicht richtig, zuletzt in seinem Buch aus 2018.

Aber wir wollen die Negativfälle nicht verschweigen. Hier kristallisiert sich immer mehr die Deutsche Rohstoff AG heraus. Ein Unternehmen, das wir eigentlich sehr mögen, bei dem Vorstand und Finanzberichte durchaus gut kommunizieren. Allerdings sind die Prognosen der letzten Jahre bzw. zu unserem Kaufzeitpunkt im Wesentlichen nicht eingetreten. Auch diesen Wert müssen wir uns ansehen, ob er im Depot bleibt. Ein Entscheidungskriterium dafür wäre: würden wir, wenn wir die Aktie noch nicht hätten, sie heute kaufen wollen? Das bedarf einer eingehenden Prüfung, die wir noch nicht angestellt haben.

Ansonsten kann man in unserem Depot kaum noch von wirklichen Ausfällen reden, nachdem sich Jumia dermaßen überraschend und extrem erholt hat. Klar sind einige Werte bei uns noch bis zu 40 % im Minus gegenüber dem Kaufkurs. Allerdings sind hier vor allem Ölwerte betroffen. Dem stehen aber auch diverse Werte gegenüber, die seit Kauf innerhalb weniger Jahre dreistellig gestiegen sind. Über die Top- und Flop-Positionen können wir bei Gelegenheit auch noch einen gesonderten Artikel schreiben. 

Soweit für heute mit allen guten und schlechten Entscheidungen dieses Jahres, in der Hoffnung, dass Corona mit den Impfstoffen zumindest Crash-technisch an der Börse abgehakt ist 🙂 

Wie hast Du die Krise erlebt, was waren Deine wichtigsten Lernerfahrungen? Wie lief Dein Investmentjahr 2020, welche interessanten Werte hast Du neu eingekauft, welche Branchen möglicherweise verkauft?

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11 Gedanken zu „Rückblick auf die Depotveränderungen seit dem Corona-Crash und: (wann) hätte man den Börsencrash kommen sehen können?“

  1. Hallo,
    erstmal Hut ab vor eurer offenen Art, auch Fehleinschätzungen zuzugeben.
    Ich selbst habe zB bezüglich Biontech und SAP ganz ähnliche Kaufentscheidungen getroffen. Ansonsten aber sehr stur mein hold durchgezogen. Allianz hatte ich lange schon auf dem Wunschzettel, habe letztlich zu lange gezögert und wahrscheinlich zu teuer gekauft. Als Lehre daraus werde ich in Zukunft solche Käufe in 3 Tranchen erledigen, bin ja noch Lernfähig….
    Zu eurer generellen Strategie:
    1. echtes buy and hold ist das sicher nicht!
    2. das Überreizen des Wertpapier Kredits im Februar hätte euch bei rascherer Talfahrt der Märkte eiskalt erwischt, wie man ja zwischen den Zeilen auch lesen kann. Intellektuell finde ich euren Ansatz bewundernswert, ich selbst könnte nachts nicht mehr schlafen…..

    Trotzdem ist euer Blog eine sehr wohltuende Lektüre, die so manche Anregung gibt. Danke dafür!

  2. Super interessantes Thema! Generell stelle ich fest, dass Timing im Crash eher schlecht funktioniert.

    Ihr habt in meinen Augen perfekt den Ausstieg im Februar hinbekommen. Allerdings seid ihr zum Teil wieder zu früh eingestiegen. Bei mir war es umgekehrt. Den Corona-Crash habe ich erst verschlafen und danach versucht auszusitzen. Im Endeffekt bin ich erst am 12.03. mit diversen Werten ausgestiegen weil ich davor „nur“ Kursgewinne verloren habe. Ab dem 17.03. bin ich mit vorsichtigen Nachkäufen wieder eingestiegen und habe Stück für Stück mit steigenden Kursen in den folgenden Wochen mich wieder reingekauft.

    Viel entscheidender als die genauen Tage zum Verkaufen oder Kaufen zu treffen, finde ich die richtige Aktienauswahl. Selbst im April hätte man jede Menge Zeit gehabt, um sich bei den Corona-Gewinnern im Technologie- oder Pharma-Sektor günstig einzudecken. Kurzfristig hilft es nicht so viel den perfekten Tiefpunkt zu erwischen und sich dann aber mit Öl- und Tourismus-Werten einzudecken.
    Wie seht ihr das? Und in welche Branchen oder Trends wollt ihr in der Nach-Corona-Ära verstärkt investieren?

    1. Hi Daniel,
      an sich ändert sich für uns durch Corona nicht allzu viel und wir kaufen in der Tendenz einfach nur das, was zum einen geschäftsmodellmäßig attraktiv und zum anderen gerade billig genug ist. Allerdings sehen wir schon eine Beschleunigung des Trends weg von fossiler Energieerzeugung, also bei uns im Depot v.a. Öl, hin zu Elektro und Wasserstoff. Wir werden jetzt genauer beobachten, wann peak oil kommt und wie die Ölbranche damit umgeht und wie wir investitionstechnisch damit umgehen.
      Beste Grüße!

  3. Pingback: Schmankerl der Woche KW48 2020 –

  4. Mich würde mal interessieren, wie sich die Rahmenkredit Strategie in der Krise geschlagen hat? Gab es Margin Calls bezüglich der Wertpapierkredite? War genug Zeit den Rahmenkredit anzuzapfen? Wurde der Rahmenkredit pünktlich geliefert?

    1. Wir haben den Wertpapierkredit ja am Beginn der Krise so weit zurückgefahren, dass wir Rahmenkredite nicht in Anspruch nehmen mussten. Ansonsten gab es aber auch keine Margin Calls.

  5. Auch von mir ein Danke für die umfangreiche Darstellung eurer Positionen und Motivation der Trades. Ich lese solche Perspektiven gerne und nehme viel mit. Ihr sprecht rückblickende Fehler aus eurer Perspektive ja selbst an. Bei manchen Zukäufen bin ich arg skeptisch (insb. Öl, der Sektor ist meiner Meinung nach durch, durch Covid nur beschleunigt). Insbesondere fehlt mir zumindest anhand eurer Beschreibung die Einsicht, welche Änderungen Covid strukturell eigentlich ausgelöst hat oder beschleunigt. Es scheint ihr kauft eher das zurück, was ihr vorher schon hattet und was dann billig wurde.
    Die nach wie vor fehlende Einsicht bzgl. Wirecard finde ich bedenklich. Im Ausmaß vielleicht nicht vorhersehbar, aber wenn ein Unternehmen solchen Verdachtsmomenten ausgesetzt ist, dann gehe ich aus dem Risiko und investiere in eine andere Aktie, gibt doch genug schöne.

    Eins würde mich wirklich sehr interessieren: Wie schlägt sich eure Strategie seit dem Vor-Covid-Hoch gegenüber einem ACWI oder S&P500? Also die Frage: Lohnt sich der ganze Aufwand in der volatilen Marktsituation oder setzt man sich besser auf das große Vehikel um die Erholung mitzunehmen, von deren V-Form ihr voraussehend ausgegangen wart?
    Oder fährt man die Ebene zwischen Welt-Index und Einzelaktien, namentlich mit Sektoren ETFs und/oder sektorbreiten Aktien wie einer Danaher, Roper. Das war und ist meine Strategie. Gerade wenn eher unklar und unvorhersagbar ist, wer von den Unternehmen hops geht und wer nicht. In Sektoren wie Öl&Gas, Financials, Luftfahrt oder Tourismus stehen die Firmen so auf Messers Schneide, dass das Risiko (zu) hoch ist, einen Totalausfall zu kaufen.
    Die Erholung nach dem Tief im März war eine Sektoren-Erholung. Was hätte man erahnen können? Aus meiner Perspektive den starken Shift zu Zukunftsthemen wie Digitalisation, IT, Automation, Semiconductor und Biotech. Healthcare eventuell. Rückblickend hätte man auch einfach den Nasdaq kaufen können. Utilities/Infrastruktur dazu, die braucht die Welt immer und den Rest meinetwegen marktbreit investieren. Habt ihr sowas in der Richtung mal gegen euer Depot „gebenchmarkt“?

    Beste Grüße
    Frank

    1. Hi Frank,
      nein, da haben wir in der Performancemessung durchaus noch eine Schwäche, weil wir die Zeit lieber anders allokieren. Wichtig ist doch aber, dass man nach jeder Krise sieht, dass man am Ende höher steht, als vor der Krise, dass also eine positive Performance auf jeden Fall da ist. Bzgl. dem Vergleich mit den Hauptindizes kann man sagen, dass wir regelmäßig besser sind, als der DAX, ungefähr so wie der S&P und weit schlechter als der NASDAQ, da wir ja nicht nur technologiefokussiert investieren.
      Beste Grüße vom Atypisch Still Blog

      1. Ein einfaches Benchmarken hat wenig mit Zeitaufwand zu tun – vorausgesetzt man trackt das eigenene Depot bspw. mit „portfolio performance“ oder vergleichbaren Tools. Ich mutmaße aber dass ihr das tut. Prozentualen Performance-Chart des eigenen Depots gegen den SPY oder ACWI stellen und ablesen. Die entsprechenden Plot-Vorlagen haben die Tools alle integriert.

        Beste Grüße
        Frank

        1. Nein, tun wir nicht, da wir im ständigen Vergleichen keine wirklichen Nutzen sehen. Zumal dann die Frage nach der „richtigen“ Benchmark stünde, und käme man z.B. zum Ergebnis, dass nur der Gesamtmarkt die „richtige“ Benchmark wäre, wäre die Frage, welchen Gesamtmarkt, wäre das die MSCI World Gewichtung, oder wäre das die Unternehmensgewinngewichtung nach Andreas Beck oder oder. Wie gesagt, würden wir mit diesen nicht weiterführenden Gedanken nicht viel gewinnen und stecken die Zeit lieber z.B. in Recherche zum aktuellen Geschäftsstand der Depotwerte. Wir sehen ja aber alternativ insgesamt, wie die Summe der nichtrealisierten Gewinne fortwährend mit einer angemessenen Steigungsrate ansteigt, sodass wir nicht das Gefühl haben, etwas zu verpassen, weil wir nicht stattdessen insgesamt nur einen Welt-ETF haben, der die Marktrendite bringt. Aber da kann man stundenlang über Sinn und Unsinn diskutieren. Wir machen kein Benchmarking, kein Rebalancing, keine Gewinnmitnahmen, keine Sektoren-/Länder-/Währungsallokationen etc. pp.. Insofern reines Stockpicking ohne jeden Schnörkel, von dem man natürlich halten kann, was man möchte.

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Atypisch Still